Stadttaler als Geschenk

Arnsteiner Stadttaler aus Neusilber

Ein Taler, viele Vorteile: Der Arnsteiner Stadttaler  

Der Arnsteiner Stadttaler wird als Geschenk und Zahlungsmittel eingesetzt. Er stärkt die Identifikation mit der Region wie auch die regionale Wirtschaft – besonders während der Coronakrise ein Plus


Nathine Willert strahlt. Stolz zeigt die Verantwortliche für das Arnsteiner Stadtmarketing den „Arnsteiner Stadttaler“, eine Aktion, die sie 2020 in Kooperation mit dem städtischen Gewerbe und der Gastronomie angestoßen hat. Die Münze aus Neusilber hat die Marketingexpertin selbst entworfen, zusammen mit der Dritten Bürgermeisterin Bettina Schmitt.

 Stadttaler Arnstein aus Neusilber

Auf der einen Seite leuchten zwölf Strahlen hinter der reliefartigen Panorama-Ansicht der Stadt Arnstein, dabei umschließen sie die Ziffer 5 – sie symbolisiert den Wert des Stadttalers: 5 Euro. Die Strahlen ihrerseits symbolisieren Arnstein und seine elf Ortsteile. Die Strahlen sind auf der anderen Seite des Talers wieder aufgegriffen, in ihrer Mitte zusammengehalten vom Stadtwappen mit Adler. „Das hat uns derTaler wunderbar gemacht“, sagt Nathine Willert rückblickend.

„Es ging ein paarmal hin und her, um Details anzupassen, hier kleiner, dort größer, die Strahlen dicker, das Wappen dünner, die Zusammenarbeit war wirklich schön“, schwärmt sie. Dann hält sie kurz inne. „Als wir den Stadttaler im Dezember 2020 der Presse vorgestellt haben, sagte der Redakteur: ‚Frau Willert, das ist ein Eigentor.‘ Warum, habe ich gefragt. Die Münze sei zu schön, meinte er. Die Münze werden die Leute sammeln, sie wird nicht in Umlauf kommen.“

Win-Win und Eigentor

Doch genau das hatte die Marketingchefin geplant – ein Stadttaler als Geschenk und Würdigung für Arnsteiner Jubilare, Geburtstagskinder und Geehrte, die dann ihrerseits die Münze in regionalen Läden und Geschäften als Zahlmittel einsetzen und so die einheimische Wirtschaft stärken. Ein sich selbst tragender Kreislauf für die kommenden Jahre. Und eine Win-Win-Situation für alle – inklusive Stärkung der Gemeinschaft.

 

„Für unsere Jubilare hatten wir ein einheitliches und besser verwendbares Geschenk gesucht“, erzählt die Marketingleiterin. Anlässe zum Schenken gibt es in Arnstein viele. Und die Stadt bedenkt ihre Jubilare großzügig mit Aufmerksamkeiten. So bekommt jeder Jubilar ab dem 70. Lebensjahr jedes Jahr einen Geburtstagsgruß vom Bürgermeister; andere Arnsteiner werden gewürdigt, zu unterschiedlichen Ehejubiläen oder wenn ein Kind auf die Welt kommt. Es gibt Geschenke zum 80., 85. 90., 95., 100. Geburtstag – jeder Geburtstag hatte ein anderes Geschenk, jedes Geschenk einen anderen Wert.

Doch besonders in den vergangenen Jahren kamen vermehrt Reaktionen wie: „Danke für den Präsentkorb, aber die Bonbons kann Oma nicht essen, sie hat schwere Diabetes.“ Oder: „Die Arnsteiner Fleischspezialitäten von der hiesigen Metzgerei sind ja wunderbar, aber ich bin Vegetarier.“ Oder: „Danke für den Wein, aber ich mag lieber Bier.“

Nathine Willert und und Bettina Schmitt machten sich Gedanken. Bald war die Idee zur individuellen Münze geboren. Denn so ein Stadttaler ist flexibel in all jenen Geschäften einsetzbar, die sich an dem Konzept beteiligen. „Wenn die Leute statt des Präsentkorbes eine Münze bekommen, können sie sie einsetzen, wo und wann sie wollen – ob sie im Blumenladen einen Strauß kaufen, beim Metzger Leckereien, beim Bäcker Kuchen oder im Brillenladen die Batterien fürs Hörgerät – das entscheidet jeder selbst und ist zufrieden.“

Freude schenken und regionale Kaufkraft stärken

Zum Geburtstag bekommt beispielsweise man einen Stadttaler im Wert von fünf Euro, zum 80. Geburtstag zwei Taler, zur goldenen Hochzeit fünf Münzen. Darüber hinaus können die Arnsteiner die Münze aus Neusilber im Stadtbüro am Schweinemarkt kaufen. Freude schenken mit dem Stadttaler – das kommt sehr gut an.

„Zu Ostern war zum Beispiel eine Großmutter da, die sieben Münzen für ihre Kinder und Enkel gekauft hat.“ So werde die Kaufkraft an die regionalen Anbieter gebunden, meint Nathine Willert. Ihr war es wichtig, nichts Anonymes, Unpersönliches zu schenken. Denn wieso ein Gutschein von großen Versandunternehmen wie Amazon, Google, Zalando? „Wir wollten keinen Gutschein in Umlauf bringen, sondern eine Münze, auch, um die Kaufkraft bei uns in Arnstein zu stärken“, sagt Nathine Willert. Auch Gastwirtschaften machen mit – insgesamt beteiligen sich etwa 20 lokale Geschäfte, die den Stadttaler annehmen.

Nathine Willert hatte sich das so vorgestellt: Die Leute setzen den Stadttaler ein, die Ladeninhaber bringen ihr die eingenommenen Stadttaler zurück und wechseln sie in Bares ein. Doch so stimmig das Konzept schien, so sehr sollte der Lokalreporter Recht behalten. Von 500 seit Mitte Dezember in Umlauf befindlichen Stadttalern kamen bislang sage und schreibe fünf zu Nathine Willert zurück.

Sie ist immer noch fasziniert davon. „Es ist ja toll, wenn die Leute den Stadttaler so schön finden. Die Leute sollten sich ja mit dem Taler identifizieren. Doch dass sie sich so stark damit identifizieren, dass sie die Münze gleich behalten statt sie einzusetzen, damit haben wir nicht gerechnet.“

Inzwischen hat die Marketingchefin 500 weitere individuelle Münzen nachbestellt. „Denn wir brauchen für unsere nächsten Jubilare ja Nachschub!“

500 Stadttaler in vier Monaten – etwa 50 Münzen pro Monat – das ist beachtlich. Dafür, dass Arnstein ein recht überschaubares Städtchen ist mit rund 8000 Einwohnern, das sich zumal auf eine Fläche von zwölf Ortsteilen erstreckt, ist der Stadttaler ein Riesenerfolg.

Coronakonform und sicher für den guten Zweck

„Die Leute freuen sich sehr über den Stadttaler – zumal der Stadttaler auch coronakonform ist und entsprechend verpackt wird mit schönen Karten samt aufgelisteten Läden, wo die Münzen eingelöst werden können“, sagt Nathine Willert. Corona – auch das sei ein Aspekt, der ins Gewicht fällt.

Die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten ist groß: Vom Gasthof, Café, Gärtnerei, Blumenladen, Physiopraxis, Winzer, Bistro bis Schuhgeschäft machen lokale Unternehmen mit. Und es sind eben die kleinen Geschäfte – nicht die großen. Das wollte Nathine Willert bewusst so halten. Denn die kleinen Geschäfte seien durch die Corona-Pandemie ohnehin stärker gebeutelt als die großen Supermärkte – besonders in dieser Krise ist der Stadttaler eine ebenso elegante wie praktische Möglichkeit, sie zu unterstützen.

Auch die Konsumenten seien durch Corona und die wechselnden Bestimmungen verunsichert, meint Nathine Willert. Sie will sie nun darin bestärken, den Stadttaler auch in Umlauf zu bringen. Denn der Einkauf mit ihm ist rundum sicher – und dient auch noch einem guten Zweck.

Sie hofft, dass die Jubilare nur einen Stadttaler als Andenken behalten und den Rest in Umlauf bringen und auch dort eingesetzt wird, wo er angedacht war und gerade in der Corona-Pandemie dringend als Anschub gebraucht wird – in den lokalen Geschäften. Denn die sollen den Arnsteinern auch nach möglichen Lockerungen erhalten bleiben.