Der Sozialverband Deutschland richtet jährlich eine gemeinsame Sportveranstaltung für Menschen mit und ohne Behinderung aus. Dafür lässt derTaler Inklusionsmedaillen prägen
Das Besondere am Inklusionslauf? Hier gibt es nur Gewinner und im Ziel eine Medaille für jeden Finisher. Ideengeber und Organisator des Laufs ist Ralf Bergfeld, der die Veranstaltung seit 2014 betreut und die Prägung der Brailleschriftmedaillen in Auftrag gab.
Herr Bergfeld, seit 2014 gibt es den Inklusionslauf vom Sozialverband Deutschland SoVD, seit 2017 mit Medaillen von derTaler. Wie kam es dazu?
Wir haben 2014 überlegt, dass man eine Sportveranstaltung auf den Weg bringen sollte, bei der Inklusion vor Ort live gelebt werden kann und Menschen mit und ohne Behinderung gemeinschaftlich eine Sportveranstaltung organisieren und durchführen. Als Örtlichkeit haben wir das Tempelhofer Feld in Berlin auserkoren, da es für die Teilnehmenden weitestgehend barrierefrei erreichbar ist, was auch für die Veranstaltung selber gilt. Die mit der Brailleschrift personalisierten Medaillen sind Ausdruck der Inklusion: Wir verleihen sie an alle Teilnehmer, die es ins Ziel schaffen.
Was wollen Sie bei der Veranstaltung vermitteln?
Es geht darum, dass Menschen mit und ohne Behinderungen zusammenkommen und gemeinsam Sport machen. Das Thema Barrierefreiheit spielt an diesem Tag eine ganz besonders große Rolle: Man muss den Teilnehmenden, die ohnehin schon eine Behinderung haben, den Weg dorthin, und auch die Veranstaltung selbst, so barrierefrei wie irgend möglich machen. Das fängt bei der Homepage an und hört unter anderem bei der speziell für den Anlass geprägten Medaille mit Brailleschrift auf.
Was ist an Ihrer Inklusionsmedaille anders als bei Medaillen für andere Sportveranstaltungen?
Sehr viel! Mit der Zeit hat sich die Veranstaltung programmatisch immer weiterentwickelt. Es fielen uns im Laufe der Jahre auch immer mehr Details zum Thema Inklusion auf. So sahen wir zum Beispiel nach einem Wettkampf, wie eine blinde Person, die umgehängte Medaille mit den Fingern abtastete. Dabei wurde uns klar: Die Medaille kann von Blinden nicht gelesen werden. Also begannen wir, die Medaillen beidseitig von derTaler „bedrucken“ zu lassen – eine Seite davon in Brailleschrift.
Die Brailleschrift erfordert bestimmte Abstände der Lesepunkte – und dann auch noch auf Metall. Wie haben Sie diese Herausforderung gemeistert?
Wir wollten diese Medaille mit Brailleschrift so optimieren, dass die wesentlichen Daten und Fakten, die die Veranstaltung ausmachen, auch für Blinde lesbar sind. Mit Datum, Ort, Anlass und Sportart. Und dann ging das große Suchen nach einem Hersteller los, der diese sehr herausfordernden Ansprüche an eine Medaille umsetzen konnte.
Wie lange hat der Prozess gedauert – von der Idee bis zur Umsetzung?
Es gab einige Versuche, bis überhaupt produziert werden konnte. Der Entwicklungsprozess dauerte gut ein halbes Jahr. Die Umsetzung unserer Idee bedurfte einer Menge Knowhow seitens der Firma derTaler. Dort wurde die Entwicklung unserer Inklusionsmedaille von Anfang an mitgetragen, ein echter Partner. Viele Mitarbeiter haben sich sehr intensiv mit der Brailleschrift und der dahinterstehenden DIN-Norm beschäftigt, das war wirklich großartig.
Wie lief das konkret ab?
Immer wenn derTaler eine Mustermedaille angefertigt hatte, sind wir mit dieser individuell für uns angefertigten Medaille mit Brailleschrift zum Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) gegangen und haben diese Medaille „gegenlesen“ lassen. Anhand dieser Angaben – was erkennbar war und was nicht – ging es in den nächsten Produktionsschritt, bis die Inklusionsmedaille schließlich fertig war.
Ist die Medaille dieselbe für Teilnehmer mit und ohne Behinderung?
Ja. Für die einen ist die eine Seite die Vorderseite, für die anderen die zweite Seite. Das war uns ganz wichtig. Genau das ist ja das Ziel von Inklusion: alle mit den gleichen Rahmenbedingungen zu bedenken, alle gleich teilhaben zu lassen, und das in jedem Bereich der Veranstaltung. Ein Anspruch, bei dem die Brailleschrift auf der Medaille eine Schlüsselrolle spielt. Und sie hat sich im Laufe der Jahre so verbessert, dass sie nun wirklich so gut wie perfekt ist.
Und jedem Teilnehmer winkt am Ende die Inklusionsmedaille?
Ja, jedem Finisher. Ob einem vierjährigen Kind beim Bambini-Lauf oder einem 84-jährigen 10-km-Läufer. Am Ende gibt es eine offene Ergebnisliste, in der jeder seine erzielte Zeit nachlesen kann. Ein Ranking gibt es aufgrund der Nichtvergleichbarkeit der unterschiedlichen Behinderungen nicht. Alle Finisher erhalten dieselbe Medaille mit Brailleschrift: In einem Jahr ist sie vergoldet, im anderen Jahr aus Altsilber oder einer anderen hochwertigen Legierung. Es ist uns wichtig, dass jeder Finisher in seinem möglichen Leistungsspektrum das Ziel erreicht. Und damit hat auch jeder gewonnen – und Anspruch auf diese einzigartige wunderschöne Inklusionsmedaille.