„Diese Münze gibt es jetzt auch in Santiago de Chile“
Die Deutschordenskommende „Sancta-Maria Brandenbvrgensis et Pomerania Anno 1290 in Darstellung“ organisiert ein Mittelalter-Event in Mecklenburg-Vorpommern. Die dafür individuell gestaltete Münze macht sogar in Südamerika von sich reden
Michael Schmidt als Chef dieser Gruppe ist Kind der Region, „ein echter Pommer“, wie er sagt. Seine Gegend liegt ihm am Herzen. Besonders Löcknitz – eine kleine Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern, nahe der polnischen Grenze. Früher bereisten Herzöge, Kaufleute und adlige Damen die Strecke zwischen Löcknitz und dem 50 Kilometer entfernten Stettin, heute organisieren Michael Schmidt, Andreas Noetzel und Eric Schmidt als Ordensritter in Darstellung auf der Löcknitzer Burg eine historische Burgbelebung.
Es ist nicht irgendein Festival, findet Schmidt. Einladend soll es sein, gastfreundlich und international. Die Gäste, die im vergangenen Sommer zur Premiere im August 2016 kamen, reisten aus dem gesamten Bundesgebiet an wie auch aus Polen, dem Baltikum und Tschechien. Gute Nachbarschaft ist Michael Schmidt sehr wichtig.
Sein Anspruch: Er will Burggeschichte erlebbar machen. „Das war anfangs eine große Herausforderung“, sagt Schmidt rückblickend. Doch zum Glück habe Löcknitz historisch viel zu bieten. „Die Burg steht am Fluss Lokenitze – früher verlief hier die Grenze zwischen der Mark Brandenburg und Pommern.“ Die Burg wechselte im Laufe der Geschichte mehrfach die Seiten, sogar eine kleine Zollstation hat es gegeben. Heute sind von der Burg noch ein Turm, die Burgmauer und der Keller übrig. Kleine Nebengebäude wurden liebevoll saniert. All das wird durch die drei Männer der Kommende Sancta-Maria in den Zustand des Mittelalters versetzt – aber nicht mit einer nachgestellten Schlacht oder dem so üblichen Ritterspektakel, sondern mit Menschen aus verschiedene Nationen, historischen Zelten, Kleidung über die Jahrhunderte , Musik, einem Vollkontakt-Tunier der Ritter des 13. und 14. Jahrhunderts, einer großen Schlacht mit Kanonen – und mit einer Münze. „Wir wollen einen Fußabdruck hinterlassen“, beschreibt Schmidt die Idee dazu.
Massive Siegelmünze in Kupfer, Silber, Gold
Die Premieren-Auflage umfasste 500 Mittelaltermünzen: 150 von ihnen in Kupfer, 30 in Bronze, 320 in Silber. Die Kupfermünzen bekamen die Festivalgäste als Geschenk – mit einer Beschreibung der Münze aus festem Karton und Samtsäckchen, handbeschriftet und – nummeriert mit persönlicher Unterschrift für jeden. Verkauft wurden die Silbermünzen, die Goldcoins erhielten die Sponsoren. Der Erlös der verkauften Mittelaltermünzen kam dem damit verbundenen Projekt Ausgestaltung des Burgkellers zugute.
Auf der dreidimensionalen, reliefartigen Vorderseite ist das neuzeitliche Wappen abgebildet: mit dem Fluss Randow, der mittelalterlichen Burg und einem Eichenblatt. Denn laut Legende soll Irmtrud, die Nichte des Burgvoigts von Löcknitz, im Jahre 1128 eine Eiche in Löcknitz gepflanzt haben – aus Dankbarkeit über die Befreiung ihres Bruders Bornat nach der Entführung durch einen Slawenfürsten. Die Rückseite der individuellen Mittelaltermünzen zieren ein Kreuz und ein lateinischer Schriftzug.
„Die individuell gestaltete Münze gibt es so nur in dieser Edition – wer sie hat, hält etwas Exklusives in den Händen, etwas, das man sehen und anfassen kann. Man legt sie nicht einfach weg wie ein Stück Papier“, beschreibt Schmidt das Konzept.
Die Besucher haben sich „als Gäste“ fühlen sollen, nicht als Teilnehmer. Mit der Münze sollten sie ein Gastgeschenk bekommen, auf dem „wir verewigt sind mit unserem Wappen und unserem Namen, mit dem aber auch die Leute etwas Schönes in der Hand haben, von dem sie erstaunt sind, dass es so etwas Schönes überhaupt noch gibt“, so Organisator Schmidt.
Südamerikanische Begeisterung über Mittelaltermünzen Unikat
Kein Wunder, hat doch Schmidt damals jeden Gast persönlich begrüßt mit Kaffee und Kuchen und zum Lagerplatz begleitet. „Dann das Festbankett am Abend, die Feuershow und als Krönung eine der Mittelaltermünzen als Gastgeschenk – das hinterlässt einen bleibenden Eindruck“, ist sich der Veranstalter sicher.
Freunde aus Chile, die in der Hauptstadt Santiago, ebenfalls als Hobby, eine Deutschordensdarstellung betreiben, konnten 2016 zu Schmidts Bedauern nicht dabei sein. Daher schickte er ihnen ein Paket. Darin: Eine chilenische Fahne unterschrieben von allen Gästen und für jeden chilenischen Freund eine Kupfermünze. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten – Begeisterung pur. „Sie haben ja auch im Vorfeld der Veranstaltung eine Grußbotschaft aus der Kathedrale von Santiago de Chile geschickt – auf Spanisch mit englischen Untertiteln. Über den individuellen Mittelalter Coin haben sie sich so gefreut, das war wochenlang Thema auf Facebook“, erzählt Schmidt.
Woran liegt es, das die individuell gestalteten Münzen so gut ankommen? Die Mittelaltermünzen seien unvergänglich, findet Schmidt. „Man hat ein Stück massives Metall in der Hand, das schmeichelt der Hand.“ Man habe damit etwas, das andere nicht haben, eben weil es Unikate sind. „Mit einer individuellen Münze kann man sich von anderen absetzen“, sagt der Chef der Mittelaltergruppe.
Für 2017 haben Michael Schmidt, Andreas Noetzel und Eric Schmidt schon eine neue Edition geplant. Besonderer Dank gilt hier der Agentur derTaler „für die unkomplizierte und professionelle Unterstützung bei diesem Projekt“. Die Gäste ihrer mittelalterlichen Burgbelebung in Löcknitz dürfen sich bereits jetzt auf ein Unikat freuen.